Pfarrarchiv
Pfarrarchiv
Das Weißenstädter Pfarramt ist in der glücklichen Lage über nahezu vollständige Kirchenbücher zu verfügen.
Bereits kurz nach Einführung der Reformation 1528 unter Markgraf Georg den Beständigen im damaligen Markgrafentum Bayreuth und etwa sechs Jahre nach der ersten evangelischen Kirchenvisitation beginnen die Einträge. Vorhanden sind die Tauf- und Traubücher ab 1536, die Sterbebücher beginnen 1609.
Dazu sind auch Konfirmationsbücher und andere geschichtlich interessante Unterlagen aus alter und neuer Zeit vorhanden.
Zu verdanken ist dieser wertvolle Bestand vor allem dem damaligen 25. ersten Pfarrer nach der Reformation in Weißenstadt Christian Heinrich Schmauß. Dieser erlebte hier den großen Stadtbrand am 9. Mai 1823 und seiner Weitsicht ist der Erhalt der Kirchenmatriken und anderer Archivalien zu verdanken, die er auf einen von Ochsen gezogenen Wagen laden und aus der Stadt über den markgräflichen Weiher (heute wieder Weißenstädter See) nach Weiherhöfen schaffen ließ. Neben der Kirche, den beiden Pfarrhäusern und vielen anderen Gebäuden wurde auch das Rathaus mit all seinen Archivalien zerstört und so sind die Kirchenbücher für Weißenstadt die hauptsächliche orts- und heimatgeschichtliche Quelle.
Während die ältesten Bücher von 1536 bis 1665 schon vor vielen Jahren aufgrund des sehr schlechten Erhaltungszustandes an das Landeskirchenarchiv in Nürnberg abgegeben wurden, konnten die anderen Bücher noch im Pfarramt erhalten bleiben. Von diesen ältesten Büchern gibt es zwar fotografisch erstellte Kopien im Pfarramt, die jedoch in weiten Teilen nur schlecht oder auch gar nicht zu lesen sind. Inzwischen wurden die Originale durch das Landeskirchenarchiv restauriert und werden so der Nachwelt gut verwahrt erhalten. Sie wurden, um weitere Schäden am Papier zu vermeiden, nicht mehr zum Buchblock gebunden, sondern die einzelnen Seiten liegen jeweils zwischen zwei Blättern Spezialpapier und werden in einer Kassette aufbewahrt. Aus verständlichen Gründen werden sie aber in der Regel nicht an Forscher herausgegeben. Die Seiten sind inzwischen auch digitalisiert und können daher über das Kirchenbuchportal Archion eingesehen werden.
In den vergangenen Jahren wurden immer wieder einzelne Bücher in Zusammenarbeit mit dem Landeskirchenarchiv von Fachleuten restauriert, wodurch der sogenannte Tintenfraß gestoppt werden konnte und Fehlstellen (Risse, Löcher) ergänzt wurden.
Verständlicherweise sind aber diese wertvollen Bücher nicht für jedermann zugängig, jedoch besteht für Familienforscher die Möglichkeit Anfragen an das Pfarramt zu richten, die in der Regel gegen eine angemessene Spende auch umfassend beantwortet werden.
Die Schrift und die Schreibweise in den Büchern ändern sich etwa mit jedem Jahrhundert. Auch hatte jeder Pfarrer, der ja früher in der Regel die Matriken selbst führte, seinen eigenen Stil, mancher auch eine überaus schlechte Schrift, die oft nur schwer zu lesen ist.
Während im 16. und 17. Jahrhundert noch zumindest teilweise die lateinische Sprache bei relativ kurzen Einträgen verwendet wurde, ging man im 18. Jahrhundert mehr zu einem Fließtext über, der oft sehr viele Informationen enthält. Mitte des 19. Jahrhunderts bürgerte sich immer mehr eine Führung der Bücher in Tabellenform ein. Bis zur Einführung der Standesämter und den Personenstandsbüchern 1875 waren die Kirchenbücher praktisch die einzigen familiären Nachweismöglichkeiten.